Als Tandem über die Pisten gleiten
Als speziell ausgebildeter Guide bringt Thomas Sigrist sehbehinderten Menschen das Skifahren bei. Er erzählt, welche Rolle dabei der «gebeugte Kellner» spielt und warum die rote Piste für blinde Skifahrerinnen und Skifahrer oft einfacher ist als die blaue.
«Nur wenn eine Bindung, ein echtes Vertrauen besteht, kann man ein Tandem werden.»
«Die Ski auf 11 Uhr ausrichten, dann kannst du fahren! Ich folge dir gleich», ruft Thomas Sigrist seinem Skischüler zu. Eine Anweisung, die erst durch den Umstand besonders wird, dass sein Schüler die Piste nicht sieht – er ist blind. Die beiden sind den Hang an diesen Tagen bereits mehrfach zusammen mit Steigfellen hochgestiegen und hinabgefahren. Es ist eine Abfahrt ohne Bäume und Hindernisse. Nur wenige Schneesportler sind unterwegs. «Diese Fahrt war für uns beide ein Erfolgserlebnis. Maximale Freiheit bei maximaler Sicherheit, so soll es sein», erzählt Sigrist. Dass ein Skischüler oder eine Skischülerin ganze Abfahrten ohne Anweisungen fährt, ist jedoch die Ausnahme. Der Guide und die sehbehinderte Person sind als sogenanntes Tandem stets miteinander verbunden. Oft über ein Headset, je nach Sehkraft, Alter und Erfahrung zusätzlich durch Handfassung oder einen Skistock. Das wichtigste Mittel zur Sicherheit ist und bleibt die verbale Verständigung. Kommandos wie «Links! Rechts! Links! Fahren, fahren!» helfen Schülerinnen und Schülern, Kurs zu halten und auf Unebenheiten reagieren zu können. Die Kommunikation ist dabei auf das Nötigste reduziert. «Ich kann meinen Tandempartner nicht freundlich darauf hinweisen, eine Rechtskurve anzudenken, dann ist er oder sie schon längst unten. Wichtig sind knappe, klare Anweisungen im regelmässigen Abstand von höchstens drei Sekunden. Auch für die Gewissheit, dass ich noch hinter meinem Tandempartner fahre.»
«Maximale Freiheit bei maximaler Sicherheit, so soll es sein.»