Vom Mut, zu scheitern

Wir alle wissen: Aus Fehlern lernt man. Und doch sprechen wir ungern über unser eigenes Scheitern. Organisatorin Regula Lenz bricht mit den Fail Nights im Impact Hub Bern ein Tabu: Mutige Gescheiterte berichten im Rahmen der Eventreihe von ihren Fehltritten in der Businesswelt.

Regula Lenz, die Fail Night findet am 5. Mai 2022 bereits zum fünften Mal statt. Wie entstand diese erfolgreiche Eventreihe?
Es ist bekannt, dass es Fehler braucht, damit der Mensch lernen kann. Ein Kleinkind fällt Hunderte Male, bevor es laufen kann. Ohne Fehler gibt es keinen Fortschritt, keine Innovation! Darüber offen zu sprechen, ist in der Schweiz bisher nicht üblich. Der Impact Hub entwickelt sich als Unternehmen nach dem Prinzip «fail forward» (vorwärts scheitern). Wir sind mutig und probieren neue Dinge aus. Mit den Fail Nights haben wir eine Plattform geschaffen, die es möglich macht, offen über das Scheitern zu reden und aus eigenen, aber auch aus fremden Fehlern zu lernen.

Wer sind die Mutigen, die vor Publikum offen über ihre Fehltritte berichten?
Es sind Gründerinnen und Gründer von Start-ups, die Lehrgeld bezahlen mussten. Es sind Unternehmerinnen und Unternehmer, die gescheitert sind. Es sind Einzelpersonen, die in eine Sackgasse geraten sind. In den anschliessenden Gruppendiskussionen können sich aber auch die Teilnehmenden öffnen, wenn sie das möchten.

Welche Geschichte des Scheiterns hat Sie besonders beeindruckt?
Jene eines jungen Start-ups, das für eine Anschubfinanzierung ein internationales Crowdfunding lanciert hatte. Die Gründer bekamen so viel Unterstützung, dass die Kosten für die Goodies, die als Gegenleistung angeboten wurden, ihr Budget zu sprengen drohten. Wir lernen daraus: Gross zu denken ergibt nicht immer Sinn. Alle nachfolgenden Crowdfundingaktionen haben die Gründer in einem kleineren Markt gestartet.

Fehler passieren. Man kann sie nicht ungeschehen machen. Was bringt es, darüber zu reden?
Diese betreffen nicht nur das Unternehmen. Sie machen auch etwas mit der Person, die dafür verantwortlich ist. Je nach Umfeld und Führungskultur kann der mentale Druck sehr gross sein. An den Fail Nights rücken wir Fehler ins rechte Licht: Die Teilnehmenden erkennen, dass Scheitern auch eine Option ist. Sie verstehen, dass Fehler ein wichtiger Teil im Lernprozess sind. Wenn wir die positive Seite des Scheiterns erkennen, wachsen wir gemeinsam daran.

Fehler können uns also weiterbringen. Wie gelingt es uns, sie mehr wertzuschätzen?
Jeder Mensch macht Fehler. Sie sind manchmal nicht zu verhindern. Sind sie passiert, gibt es keine Alternative. Wir müssen uns darüber Gedanken machen, wie wir mit ihnen umgehen. Allerdings ist es sinnvoll, schnell zu handeln als lange zu grübeln. Manchmal findet sich eine Lösung schneller in der Diskussion mit anderen. Darum lohnt es sich, Fehler offen anzusprechen. Wichtig ist, dass man sich auch kleine Fortschritte immer wieder bewusst macht; ein Fehler ist selten so gross, dass er ein ganzes Projekt betrifft. Machen wir das Beste daraus und lernen für die Zukunft.

Interview und Text: Barbara Zesiger
 

Kostenlos an der nächsten Fail Night teilnehmen

Donnerstag, 5. Mai 2022, 18.30 Uhr
Impact Hub Bern Loft (5. OG)

Programm:

18:30 Uhr    Welcome & Intro

18:40 Uhr    Fail #1: Konkurs IT-Firma: Pascal Stürchler & Thomas Gisselbrecht

19:00 Uhr    Fail #2: Serial-Failures: Martina Unternährer, Storyfabrics

19:20 Uhr    Fail #3: Rosa Brille: Pascal Thormeier, Liip

19:40 Uhr    Gruppendiskussionen

20:00 Uhr    Networking Apéro

Der Impact HUB will einen Diskurswechsel anstossen und dazu beitragen, das Tabu rund um das Thema Scheitern zu brechen. Am Event berichten Unternehmerinnen und Unternehmer von ihren Fauxpas. Ganz nach dem Motto «Scheitern ist auch eine Option» bietet diese Veranstaltung eine Plattform, offen über Fehler zu sprechen und voneinander zu lernen.

Die Fail Night findet zweimal jährlich statt und ist kostenlos. 

Die Berner Kantonalbank ist eine der Hauptpartnerinnen des Impact Hub Bern. Sie unterstützt beispielsweise die Nachwuchsförderung Youngpreneurs und den Lean Innovation Award.

Weitere Informationen und kostenlose Anmeldung

Zur Person: Regula Lenz

Regula Lenz (30) arbeitet seit etwas mehr als einem Jahr für Impact Hub Bern. Sie ist für den Bereich Innovation und Partnership zuständig. Ihr Studium in Betriebswirtschaft hat sie mit dem Master in internationalem Management abgeschlossen.

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