Nur nicht zu viel Glück!
Exakt planen und genau errechnen: Das ist, was den Naturwissenschaftler umtreibt. Doch manchmal funkt das Zufallsglück dazwischen. Wie Berner Weltraumforscher mit der eigensinnigen Unbekannten umgehen.
Die Distanzen schier endlos und die Zeiträume fast lebensumspannend. Wenn Weltraumforscher ihre Projekte planen, stellen sie gängige Vorstellungen auf den Kopf. «Manche unserer Missionen erstrecken sich über eine Zeitspanne von 20 Jahren oder mehr», so Peter Wurz, Professor für Astrophysik an der Universität Bern. Es ist eine Berufung, die Geduld verlangt. Und immer wieder eine Portion Glück. Und das schon vor dem Start einer Mission. Der Leiter der Abteilung für Weltraumforschung und Planetologie weiss: «Wenn die NASA oder die ESA sagt, sie wollen jetzt fliegen, dann müssen Sie als Forscher bereit sein.» Ob die Astrophysiker mit ihren Projekten zur richtigen Zeit im richtigen Stadium sind, davon ist einiges eine Frage von Glück.
Alles zusammengepasst hat für die Berner bei einer besonderen Mission: 2022 schickt die Europäische Weltraumagentur ESA eine Sonde zum Jupiter. Die Forscher wollen erfahren, ob die Monde um den grössten Planeten des Sonnensystems, 778 Millionen Kilometer von der Sonne entfernt, einen möglichen Lebensraum beherbergen. An drei von zehn Experimenten ist die Universität Bern beteiligt. Peter Wurz verantwortet ein Massenspektrometer, das wiederum Teil eines grösseren Experimentes ist. Das Messgerät soll aufzeigen, wie die Atmosphären der Jupitermonde chemisch zusammengesetzt sind.
Bereits heute wissen die Forscher, dass die Jupitermonde grosse Ozeane unter ihrer Eisoberfläche beherbergen. Ob neben dem Wasser andere Bedingungen für die Existenz von Leben erfüllt sind, an dieser Frage forschen 500 Wissenschaftler aus der ganzen Welt. Über allem steht die Frage, wie das Sonnensystem entstanden ist. «Um das herauszufinden, ist der Jupiter ein besonders interessanter Kandidat», so Peter Wurz. Der Gasriese habe das Gas so eingefangen, wie es bei der Entstehung des Sonnensystems vorhanden war. Der Berner Weltraumforscher und sein fünfzehnköpfiges Team arbeiten bereits mit Hochdruck an ihrem Beitrag zur JUICE-Mission. Ein Prototyp des Spektrometers ist schon gebaut, sein Flug durch die Atmosphäre wurde im Labor nachgestellt. Aktuell bauen die Ingenieure am Messinstrument. 2022 soll es mit neun weiteren Experimenten seine achtjährige Reise zum Jupiter antreten.