Aufbauend unterwegs
Was hat ein KMU in Ruanda oder in der Mongolei mit einem KMU in der Schweiz gemeinsam? Was können beide voneinander lernen? Vieles. Das zeigt ein Gespräch mit zwei KMU-Kennern, die regional und international Unternehmen begleiten.
Der eine fördert regional, der andere international: Stefan Moser als Verantwortlicher des neuen KMU-Konzepts der BEKB und Willi Helbling als CEO der Stiftung BPN, die Kleinunternehmen in Entwicklungsländern unterstützt. Ein Austausch über das Erfolgsmodell KMU, über das Umdenken und über Begegnungen an der Kaffeemaschine.
Stefan Moser, über 99 Prozent aller Firmen hierzulande sind KMU. Wie kommt das?
Da spielt sicherlich der Föderalismus eine Rolle. Die lokale und regionale Denkweise ist stark verankert. Wer ein nationales Unternehmen aufbauen will, steht schnell komplexeren Fragestellungen gegenüber. Allein schon durch die Mehrsprachigkeit. KMU sind hingegen viel agiler. Sie können sich Veränderungen schneller anpassen und sind näher an den Bedürfnissen ihrer Kundinnen und Kunden. Das ist ein wesentlicher Teil des Erfolgsmodells.
Willi Helbling, Sie exportieren dieses Schweizer Erfolgsmodell. Wie etabliert ist es in Entwicklungsländern?
Wir engagieren uns zurzeit in Georgien, Kirgisien, der Mongolei, in Nicaragua und Ruanda. Die Grundlagen für Handwerk, Handel oder Dienstleistungen sind dort gegeben. Das unternehmerische Flair liegt in der Luft. Die Menschen, die wir beraten, führen schon seit zwei bis zehn Jahren ein Geschäft. Nur eben oft ohne Businessplan. Und genau da setzt BPN an. Mit Schulungen in den Bereichen Marketing, Finanzen, Zeitmanagement oder Personalführung. Die Vermittlung von Wissen bildet neben der Finanzierung eine wichtige Säule des Programms.
Herr Moser, wie unterstützt das neue Konzept der BEKB fokus@kmu Unternehmen in der Region?
Lange richtete sich der Fokus auf die Kreditsprechung. Das neue Konzept geht über das klassische Banking hinaus. Wir orientieren uns weiterhin am Lebenszyklus eines Unternehmens, sprich Gründung, Wachstum und Nachfolge, aber schauen noch genauer hin, was dazwischen in der Reife oder auch in der Erneuerung passiert. Auf diese Schlüsselereignisse wollen wir uns stärker fokussieren.
Können Sie ein konkretes Beispiel dafür nennen?
Nehmen wir den Megatrend Nachhaltigkeit. In unserer «kmu academy» lernen Unternehmen zukünftig, was Nachhaltigkeit konkret für sie heissen kann. Entstehen Massnahmen daraus, beispielsweise die Umstellung auf Elektromobilität, stehen unsere «kmu services» für die Planung zur Verfügung. Je nach Thema wollen wir noch intensiver mit externen Partnern zusammenarbeiten. Solche Projekte bewegen sich oftmals ausserhalb der klassischen Kreditvergabe, wobei das dritte Wirkungsfeld «kmu finance» zum Zuge kommen wird.
Wie unterscheidet sich dieses Konzept von anderen Förderprojekten?
Gerade für Neuunternehmen ist das Unterstützungsangebot bereits gross. Wir sehen uns daher eher in der Rolle des vernetzten Coachs. Wir schaffen Orientierung und bringen die richtigen Personen zusammen. Für diese Begegnungen sind wir direkt in den Communitys präsent. Wir haben Büros im Workspace unseres ersten Inno-Labs im «ZID Bernapark» bezogen. Das schafft Nähe und Verständnis für das Berner Ökosystem, denn die spannendsten Gespräche finden oft nicht in geplanten Meetings statt, sondern spontan an der Kaffeemaschine.